Ob „Open Stage“, „Impro-Theater“, „Poetry Slam“ oder „Open Mic“, die Veranstaltungsarten und -orte sind vielzählig. Eines ist allen gemein, hier können kreative Köpfe auch ohne Schauspielausbildung zum Kabarettist und Parodist auf kleinen Bühnen ihren Traum leben. Sie singen und plaudern, schlüpfen in Sketchen in verschiedene Rollen oder lassen das Publikum an ihren musikalischen Talenten teilhaben. Auf die Kleinkunstbühne, wo alle gleichberechtigt sind, kommen Leute, die seit Jahren alleine in ihrem Zimmer vor sich hin klimpern und teilweise zum ersten Mal auf einer Bühne stehen. Es ist der Ort, um sich auszuprobieren. Hier vergibt das Publikum kleine Fehler.
Laut Definition der GEMA ist: „(…) bei der Kleinkunst der Name Programm: Dieses Genre der darstellenden Künste hat seinen Namen aufgrund des begrenzten personellen und materiellen Aufwands erhalten, mit dem es auskommt. Und natürlich macht den Charme der Kleinkunstbühnen nicht zuletzt die große Nähe zwischen Künstler und Publikum aus.“
Im Gegensatz zum traditionellen Theater ist so ein Auftritt oft alles andere als bieder und langweilig und spricht so vor allem junge Zuschauer an. Egal ob Tanz, Theater, Musik, Chanson, Akrobatik, Sprechkunst, Kabarett, Comedy oder Satire, das Spektrum der Darbietungen ist breit. Dem Publikum wird bei solchen Kleinkunstauftritten ein umfangreiches Angebot in der darstellenden Kunst geboten. Und nicht allzu selten kommt es mittlerweile vor, dass sich der Name vieler Kleinkünstler zunächst in der Region und manchmal auch darüber hinaus etabliert.
Der Vorteil dieser Kunstform liegt klar auf der Hand. Sie bietet den Besuchern eine besondere Nähe zur Kultur und verfolgt dabei einen hohen künstlerischen Anspruch. Dennoch ist der Zugang zur Kultur einfach und ungezwungen. In den letzten Jahren hat die Kleinkunstform eine positive Entwicklung von einem begrenzten Publikumskreis hin zu einer herausragenden Kunstsparte durchlebt. Kleinkunstfestivals wie die Leipziger Lachmesse, das große Kleinkunstfestival für Kabarett, Comedy und Musik des Berliner Kabarett-Theater „Die Wühlmäuse“, oder auch zahlreiche regionale Straßen- und Kleinkunstfestivals locken alljährlich viele Menschen auf die Straßen, in die Clubs, Bars und Theater.
So ist es nicht verwunderlich, dass vor allem junge Künstler die Kleinbühnen als Sprungbrett für ihre weitere künstlerische Entwicklung nutzen möchten. Arnulf Eichhorn, der Geschäftsführer der Lachmesse e.V. Leipzig hat seit dem Bestehen der Kleinkunstveranstaltung schon viele Künstler erlebt, die einen Auftritt als Karrieresprung nutzen konnten: „Nahezu alle gefragten Künstler der Szene, die regelmäßig in Leipzig gastieren, haben ihren Start bei der Lachmesse gehabt. Viele Veranstalter anderenorts kommen zum Festival und lassen sich für ihre Spielplangestaltung anregen, respektive konsultieren sich gerne mit uns. Einen kräftigen Schub erhalten besonders die Preisträger der Lachmesse. Beispielsweise haben unsere ersten „Löwenzahnpreisträger” vor 24 Jahren, die Missfits, kurz vorher noch auf der Straße Theater gemacht.“
Es ist also durchaus möglich für ein Talent die Kleinkunstbühne als „Sprungbrett“ zu nutzen. Sobald ein Künstler die grundlegenden Eigenschaften besitzt, das Publikum zu begeistern ist es eine Frage des organisatorischen Geschicks die Leute auf sich aufmerksam zu machen. In der heutigen Zeit stehen dem Künstler hier einige Möglichkeiten offen. So berichtet auch Arnulf Eichhorn auf die Frage, wie die Organisatoren die neuen Talente für die Lachmesse auftreiben: „Wir halten Augen und Ohren offen, schauen uns auf der Kulturbörse Freiburg nach interessanten Künstlern um und haben nach 24 Jahren Kontakte zu (fast) allen Agenturen der Szene. Auf YouTube gibt es Angebote ohne Ende und alle TV Sender präsentieren Kabarettisten ohne Ende. Mittlerweile melden sich die Kabarettisten der „Bundesliga”, wie wir sie gerne nennen, von alleine unter dem Motto: „Ich hab‘ ein neues Programm, ich komme!”.“
Doch der Weg vom unbekannten Talent bis zum weitbekannten Künstler ist lang. Oft müssen die Künstler weite Reisen auf sich nehmen, für Auftritte auf Straßenfestivals, die nicht vergütet werden. Die große Welt der „kleinen“ Kunst fordert Leidenschaft und Energie. Was zählt ist im Publikum für gute Laune zu sorgen. Roh, poetisch, echt, auch mal mit subtiler Gesellschaftskritik, meist sehr dokumentarisch, doch immer nah an der Realität.
Artikelbild: Deutsche Fotothek
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