Kultur findet nicht (nur) im Internet statt. Deshalb sind gemeinsame Museums- und Ausstellungsbesuche, Tagungsbesuche und natürlich Exkursionen aller Art ein toller Gewinn für das Netzwerk. Als Auftaktexkursion – und darüber freuen wir uns besonders – findet am Samstag, den 21. Juni 2014 mit Lars Lichtenberg, Projektleiter von REGIALOG, ein Besuch im Kehdinger Küstenschiffahrtsmuseum in Wischhafen statt!
Ein Museum von und für „Shiplover“ (und solche, die es noch werden wollen)
Das kleine Küstenschifffahrtsmuseum in Wischhafen feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Es wird seit 1994 rein ehrenamtlich betrieben und ist aufgrund der Initiative einiger „Shiplover“ entstanden. Nun mag man denken: Na prima! Wieder so eine kleine, verstaubte Heimatstube, die sich Museum nennt, aber in Wirklichkeit das Hobby von einigen Heimatforschen und Einheimischen ist!“ Dies ist mitnichten der Fall. Das Museum ist mit seinem Sammlungs- und Dokumentationsschwerpunkt einzigartig in Deutschland, wahrscheinlich sogar in Europa. Diese spezielle Form der Schifffahrt wird sonst in keinem anderen Museum in dieser Tiefe dargestellt. Und auch wenn das Museum rein ehrenamtlich betrieben wird, legt es großen Wert auf qualitativ hochwertige Museumsarbeit. So nahm das Museum 2007 an dem Projekt der Museumsregistrierung in Niedersachsen und Bremen teil und gehörte zu den ersten beiden ehrenamtlichen Museen, die dieses Qualitätssiegel erhalten konnten.
Küstensegler im Dienste von Bauern und Ziegelsteinproduktion
Das Thema „Küstenschifffahrt“ bietet sich an, denn das Land Kehdingen, jener Elbmarsch an der Unterelbe zwischen Schwinge und Oste, ist traditionell eine Hochburg dieser Form der Schifffahrt. Das schwere Marschland, gesäumt von ausgedehnten, unzugänglichen Moorgebieten, machte den Transport von Waren fast unmöglich. Einzig der Wasserweg erlaubte es den Bauern ihre Waren zu den Wirtschaftszentren wie Hamburg zu befördern. So hatte fast jeder Bauernhof auch einen Küstensegler im Besitz. Mit dem Hamburger Stadtbrand 1842 begann ein weiterer Wirtschaftszweig in der Region zu blühen: die Ziegelsteinproduktion. Millionen von Ziegelsteinen wurden auf dem Wasserweg nach Hamburg verschifft um zunächst die Stadt wieder aufzubauen. Später wurden aus Kehdinger Ziegelsteinen die Kaianlagen im Hafen und schließlich die Speicherstadt errichtet.
Ein Beleg für die große wirtschaftliche Bedeutung der Küstenschifffahrt in der Region lässt sich an der Anzahl der in Kehdingen beheimateten Schiffe erkennen. Waren es um 1920 noch über 300 Küstensegler, sank diese Zahl nach dem zweiten Weltkrieg zunächst nur unerheblich. Im Jahre 1969 existierten rund 270 Küstenmotorschiffe, die von Kehdingen aus betrieben wurden. Erst mit dem flächendeckenden Einführung des Containers und der zunehmenden Nutzung von LKW für kurze Distanzen begann der Niedergang der Küstenschifffahrt.
Zu Besuch bei „IRIS-JÖRG“
Wichtige Zeugnisse dieses Wirtschaftszweiges sind im Kehdinger Küstenschiffahrts-Museum ausgestellt. Das größte Exponat bildet dabei das Küstenmotorschiff „IRIS-JÖRG“. Da in Deutschland nur noch eine Handvoll Küstenmotorschiffe existieren, stellt diese Exponat etwas besonderes dar.
Wer von Lars Lichtenberg noch mehr über die Küstenschifffahrt erfahren möchte und neugierig auf „IRIS-JÖRG“ ist, der ist herzlich zur Exkursion eingeladen:
Voraussichtliches Programm:
- 10:30 Uhr – 11:00 Uhr Come together
- 11:00 Uhr – 13:00 Uhr Führung durch das Kehdinger Küstenschiffahrts-Museum und das Museumsschiff IRIS-JÖRG
- 13:00 Uhr – 14:30 Uhr Mittagessen im Fährhaus Wischhafen
- ab 14:30 Uhr gemeinsamer Nachmittag (das Programm am Nachmittag richtet sich nach Teilnehmerzahl und Interessen und wird frühzeitig bekannt gegeben bzw. abgesprochen)
Die An- und Abreise ist – zumindest bis zum nächstgelegenen Bahnhof Hemmoor – selbst zu organisieren. Auch ist zu bedenken, dass u.a. für das Mittagessen Kosten anfallen werden. Anmeldungen werden sehr gerne bis zum 5. Juni über REGIALOG entgegen genommen. Wir freuen uns auf einen interessanten und unterhaltsamen Ausflug nach Wischhafen!
P.S.: Alle Mitglieder und Freunde des Netzwerkes können (in Kooperation mit dem Netzwerk-Team) eine solche Exkursion anbieten. Das Netzwerk-Team unterstützt gerne bei der Koordination und Bekanntmachung der Exkursion. Wir freuen uns über Vorschläge an netzwerk@regialog.de.
Artikelbild: Dr. Karl-Heinz Hochhaus / Wikimedia Commons
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