Die Blogparade unter dem Hashtag #KulturAlltagCorona fand vom 27.06.2020 bis zum 2.08.2020 statt. Sie wurde initiiert von Damian Kaufmann von Zeilenabstand.net und in Kooperation mit unserem Verein durchgeführt. Hier in unserem Blog haben wir explizit Gastautoren die Möglichkeit gegeben ihren Gedanken zu dem Thema freien Lauf lassen zu können.

Wir wollten erfahren, wie Museen, Kulturelle Einrichtungen, Kulturschaffende und vor allem auch Selbstständige mit den neuen Bedingungen leben lernen, die durch die „Corona-Krise“ nun den Alltag aller begleiten.

Unsere Erwartungen wurden nicht enttäuscht und die Bandbreite der Erfahrungsberichte reicht von Museen und persönlichen Erfahrungsberichten bis hin zu Einblicken in die „neue“ Arbeitswelt in einem Archiv.

An dieser Stelle möchten wir uns bei allen Teilnehmer*innen ganz herzlich bedanken. Vielen Dank, für die Einblicke in die neue Arbeitswelt, die persönlichen Worte und auch die teils kritischen Stimmen.

Der erste Beitrag erreichte uns von Petra van Cronenburg, mit „Museumsbesuch und die Lähmung danach„. Zugleich unglaublich persönlich und ausführlich beschreibt sie das befreiende und zugleich beklemmende Gefühl, welches viele Museumsmitarbeiter*innen begleitet hat, nachdem sie nach Wochen wieder in ihre Wirkungsstätte zurück kehren „durften.

Damian Kaufmann von Zeilenabstand.net beschreibt in „Selbständig in der Kulturbranche: wie Corona den Alltag verändert„, wie mithilfe von Heavy Metal das Arbeiten im privaten Corona-Lockdown-gefühlt-Großraumbüro erträglich wurde und von den Sorgen eines Selbstständigen Webdesigners die Zeit „nach Corona“ betreffend.

Nach der ersten Schockstarre kam das Kunstprojekt. So berichtet Petra Wendholz von der Kunstschule Zinnober in „Kunstschule im #KulturAlltagCorona“ von dem Projekt „Gemeinsam sind wird bunt“, das die erzwungene Pause mit künstlerischem Schaffen füllte und in dem Projekt „Interaktiv Bunt“ enden wird. Mit „help the artist“ ist ein großartiger Weg entstanden Künstler*innen durch die schwere Zeit zu helfen.

Ausgehend von dem berühmten Selbstporträt „Olaf im Gras“ beschreibt Sandra Spiegler vom Olaf Gulbransson Museum Tegernsee in „Olaf im Gras„, wie aus der Hiobsbotschaft und der quasi durch das Virus direkten Betroffenheit des Museums mit viel Mut die „neue Normalität“ geworden ist.

Von Kulturhunger und Entdeckungen in der Nachbarstadt, genauer gesagt dem Museum Morsbroich in Leverkusen, berichtet Wibke Ladwig von Sinn und Verstand Kommunikationswerkstatt in „Ein Besuch im Museum: Begegnung mit Originalen #KulturAlltagCorona„. Denn dorthin führt sie ihr erster Museumsbesuch nach dem Lockdown. Nicht, ohne ein wenig Aufregung im Vorfeld, aber (ein Glück) mit vielen Erkenntnissen über die „neue“ Form des Museumsbesuches.

Zwischenmenschliche Kommunikation. Davon lebt der vielseitig tätige Knut Knackstedt, der Mitternachtsmagier und Heilpraktiker in „Ora et corona – bete und arbeite… NICHT„. Er berichtet von Videokonferenzen, denen das gewisse Etwas fehlt, von Sinnes- und Kulturhunger, nach unmittelbarer Interaktion und dem Unsicherheitsgefühl, das, nicht nur Kulturschaffende, plagt.

Unser Vereinsmitglied Birgit Baumann, Projektmanagerin und Gästeführerin ist derzeit oft müde. Müde ob der Omnipräsenz des Internets. Auch sie vermisst das Echte und berichtet in „Onlinemüdigkeit und Museumsaufatmen“ von den Wonnen der Onlineaktivitäten, aber auch von dem genussvollen Konsum „echter“ Kunst.

Das TECHNOSEUM nutzte die Schließzeit für Schönheitskorrekturen und Generalüberholungen, wie Eva Gramlich in „Angekommen in der neuen Normalität“ schreibt. Geplante Aufbauarbeiten wurden fortgesetzt und Ausstellungseröffnungen einfach online durchgeführt. Das Museum kommt zu dem Besucher nach Hause – digitale Angebote machen es möglich. Doch auch hier wurde die Wiedereröffnung herbeigesehnt, wenn nun auch mit Einschränkungen umgegangen werden muss.

Das Erproben neuer Angebote und die schrittweise Rückkehr in eine neue Normalität, so lautet die Devise der Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, die sich „Mit Kulturgeschichte(n) die Corona-Zeit verkürzen„. Vor allem das Onlineangebot wurde ausgebaut. Auch große, sonst jährliche Veranstaltungen, die jetzt ausfallen müssen, sollen abgefangen und kleinere Festivitäten ausgedehnt werden. Die „Heldenaktion für alle“ ist zum Danke sagen gedacht, für alle Heldinnen und Helden der Corona-Zeit. Was für eine tolle Idee!

Die Pressemitteilung von Christos Smilanis | #kulturerhalten „#Kulturerhalten im #KulturAlltagCorona“ gibt einen Einblick in die vielfältige und wichtige Arbeit der Gruppe, die Agenturen, Künstler*innen und Veranstalter*innen zusammen gerufen hat, um sich zu
organisieren.

Bodo Wolff, unter anderem Leiter der Musik Akademie Obergrafschaft und Freiberufler, lobt in „Ich tausch’n bisschen Mut gegen tolle Aussicht“ den Zusammenhalt seiner Mitarbeiter*innen in der Krise und freut sich über die Nutzung technischer Möglichkeiten, wie Zoom, YouTube oder Apps, von denen für ihn viele überleben werden. Doch findet er auch harte Worte für den Umgang der Politik mit Soloselbstständigen, insbesondere in Niedersachsen.

Von Problemen im Umgang mit dem „neuen Corona-Alltag“ berichtet Irina Doelitzsch-Kaufmann in „Zwischen Enttäuschung und Hoffen„. Das Singen an sich stellt den Kulturveranstalter Internationaler Arbeitskreis für Musik angesichts der Hygienevorschriften vor ungeahnte Herausforderungen. Doch auch hier werden die „modernen Medien“ genutzt, um Teilnehmer*innen zumindest digital zu verbinden, auch wenn es das gesellige Miteinander nicht zu ersetzen vermag, beim gefährlichsten Hobby der Welt.

Er erlebte den Lockdown in zwei völlig unterschiedlichen Einrichtungen: Lars Lichtenberg, Leiter des Natureum Niederelbe und des Kehdinger Küstenschiffahrts-Museums, berichtet in „Lockdown“ überstanden – wie geht es weiter?“ von seinen Erlebnissen. Während in seinem hauptamtlich geführten Haus zunächst die ausbleibenden Einnahmen im Vordergrund standen, und wo zur Wiedereröffnung der „Zauberstab“ erfunden wurde, berichtet er ebenfalls von den vielschichtigen Problemen in dem rein ehrenamtlich geführten Küstenschifffahrts-Museum.

Wie „systemrelevant“ ist ein Stadtmuseum? Sicher ist das Haus der Stadtgeschichte Waiblingen nicht das einzige Museum, dass sich diese Frage stellte. Doch wir mittels dieses Projektes aus der Not eine Tugend wurde, berichtet Kristina Kraemer in „Projekt Janus“ und fordert auf Museum neu zu denken, flexibel zu sein und zu handeln, oder einfach gesagt #typischmuseum.

Als Stadtarchiv war das Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein von der Schließung genauso betroffen, wie andere kulturelle Einrichtungen, wie Thomas Wolf in „Neuer Alltag“ mit Corona in einem südwestfälischen Kreisarchiv“ berichtet. Doch auch hier wurde nicht der Kopf in den Sand gesteckt, denn mit neuen Aufgaben kommen neue Ideen und so hat es sich das Archiv zum Ziel gesetzt die Pandemie für kommende Generationen zu dokumentieren. Aber auch Home Office und die digitale Durchführung von historischen Feierlichkeiten sind aus der Krise entstanden.

Das Thema Geselligkeit spielt auch im Deutschen Uhrenmuseum eine große Rolle, wie Robert Werner in „Museumsalltag einmal anders“ berichtet. Doch auch das Wanken zwischen Sorge, ob der geltenden Maßnahmen und deren Folgen für den Museumsbesuch und der Freude überhaupt öffnen zu dürfen sind bestimmend. Vor allem während der Führungen wird deutlich, wie viel sich geändert hat, sei es durch die erhöhte Anzahl von Vorführungen oder die fehlende Mimik der Gäste hinter den Masken, doch auch hier lautet das Fazit: Es ist schön (überhaupt) Kulturarbeit leisten zu können.

Diesem Fazit kann man sich eigentlich nur anschließen.

Wir danken nochmals allen Teilnehmer*innen für die Erfahrungsberichte und wünschen natürlich „Bleibt gesund“!

Stefanie Karg
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