Zum 1. März öffnet nach der turnusmäßigen viermonatigen Winterpause das Emsland Moormuseum in Geeste-Groß Hesepe wieder sein Gelände. Moormuseum? Da ist man dazu geneigt, zu denken „Da gibt es ja sowieso nichts als Torf zu sehen“ oder hofft sensationslüstern auf Moorleichen.
Ja, in diesem Moormuseum geht es selbstverständlich auch um Torf, um dessen Abbau, Nutzung und um das Leben der Menschen, die im und vom Moor lebten. Hinzu kommen aber noch viele weitere Aspekte:
Wie hat sich die Region entwickelt? Hier spielt der Emslandplan nach dem 2. Weltkrieg eine wichtige Rolle.
Welche Bedeutung hat das Moor heute, vor allem aber auch: Wie kann man das Moor bewahren und renaturieren?
Der angebotene Themenkomplex in den Ausstellungshallen ist entsprechend groß und richtig groß ist auch das Gelände: Über 30ha können erkundet werden, außerdem die beiden großen Ausstellungshallen, der als Archehof anerkannte „Siedlerhof“ und nicht zu vergessen die Tour mit der Feldbahn.
Wer an der Museumskasse nach der üblichen Dauer eines Besuches fragt, wird keine klare Antwort erhalten können. Einige Besucher gehen nur mit oberflächlichem Blick durch beide Hallen, befassen sich nicht mit den vielen gebotenen Themen und sind nach einer guten Stunde wieder zurück auf der A31, während andere morgens vor 11 Uhr ankommen, zwischendurch ein kleines Mittagspäuschen einlegen und ihren Besuch nach 16 Uhr nochmals im Café ausklingen lassen. Alles ist möglich – Zeit und Interesse vorausgesetzt. Nicht wenige, die das Museum von der Autobahn aus entdeckt haben und nur auf einen kleinen Zwischenstopp auf der Reise zwischen Ruhrgebiet und Nordseeküste aus waren, bleiben länger als geplant oder kommen auf der Rückreise noch einmal für einen ausführlicheren Besuch zurück.
Das Thema Moorleichen ist in der Tat Gegenstand häufiger Fragen beim Besuchermanagement des Museums. Wer vor vielen Jahren schon einmal in Groß Hesepe war, erinnert sich häufig noch an „den Toten hier aus der Gegend“. Sie meinen den sogenannten „Roten Franz“ mit seiner vom sauren Moorwasser gegerbten Haut und den rötlich verfärbten Haaren, der vor mehr als 100 Jahren nur wenige Kilometer entfernt entdeckt wurde. Wer ihn besuchen möchte, muss sich inzwischen jedoch auf den Weg ins Landesmuseum Hannover machen, wo der Mann aus Neu Versen heute untergebracht ist.
Das große Außengelände lädt zur Naturerkundung ein, Fotofreunde kommen auf ihre Kosten. Im Laufe der Jahreszeiten verändert sich nicht nur das Aussehen im Moorgelände selbst, sondern vor allem auch rund um den Siedlerhof mit seinem Bauerngarten und den Obstbaumwiesen. Was dort geerntet wird, landet zu Teilen im Museumscafé, das soweit wie möglich regional, nachhaltig und biologisch arbeitet. Der Apfelsaft stammt von den eigenen Bäumen mit einer Vielfalt an Sorten. Die Bratwürste und der Speck kommen von den Bentheimer Landschweinen, die zuvor auf dem Museumsgelände gelebt haben. Radgruppen steuern die Gastronomie unter anderen für die Buchweizenpfannkuchen an – früher eher ein regionales „arme Leute Essen“, das heute bei vielen Kindheitserinnerungen weckt.
Die Vielseitigkeit des Museums spiegelt sich in den regulären Führungen, aber vor allem auch in den Konzepten des außerschulischen Lernorts wider. Für unterschiedliche Altersgruppen und Themenbereiche stehen pädagogische Programme zur Verfügung. Als Ort für erlebnisreiche Kindergeburtstage und Ferienpassaktionen bietet sich das Moormuseum ebenfalls an. Da ist es egal, ob nun das Moor selbst, die alten Nutztierrassen des Archehofs, die vielen Maschinen oder die Pflanzen des Bauerngartens im Mittelpunkt stehen. Auch Blogger mit Schwerpunkt auf Familienausflüge, wie Vechtekind schätzen die Vielseitigkeit.
Kinder können über das Moormuseum auch teilnehmen an Weiterbildungen zu Juniorrangern. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Blogbeitrags (Februar 2022) ist ein mobiler Bauwagen als „Forscherwagen“ nahezu einsatzbereit fertiggestellt, der für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) eingesetzt werden soll.
Beide Ausstellungshallen verfügen über eine Sonderausstellungsfläche, die vielseitige Sonderthemen und Kunstausstellungen ermöglichen. Ein Blick in den Veranstaltungskalender bringt zusätzliche Informationen zu allen Planungen. Beliebte Bestandteile des Jahresprogramms sind das Buchweizenblütenfest und im Herbst ein Gourmetfest mit regionalem Schwerpunkt.
Meine Bilder und Beschreibungen greifen zurück auf meine mehrmonatige Mitarbeit im Bereich Kasse/Besuchermanagement im Sommer 2021.
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