Bei strahlendem Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen fand sich am Samstag, den 9. April 2016, eine kleine, aber feine Gruppe von Netzwerkmitgliedern und natürlich das Netzwerkteam in der Rattenfängerstadt Hameln zusammen, um gemeinsam im Rahmen der dritten KulturHochExkursion die Stadt zu erkunden.
Ein Urgestein führt durch die Stadt
Punkt Eins des Tagesprogramms war ein geführter Stadtrundgang durch die Hamelner Altstadt. Über 60 Minuten nahm sich Stadtführer „Willy“, der schon zu den „alten Hasen“ im Tourismusbereich zählt, um den TeilnehmerInnen Hameln und die Geschichte der Stadt näherzubringen. Während des Spaziergangs durch den aufwendig sanierten und restaurierten Ort erklärte er anekdotenreich die Geschichte des Ortes. Auf den Spuren des Rattenfängers erkundeten die TeilnehmerInnen die Historie der Sandstein- und Fachwerkbauten aus dem 16. bis 18. Jahrhundert und konnten in den kleinen Gassen das historische Flair der Stadt genießen.
Eine schöne Geschichte wusste Willy zu den Bauwerken der Weserrenaissance zu berichten. Ein Baustil, der sich durch reich gegliederte Schau-Fassaden mit Schmuckleisten, Inschriften, Wappen, Masken, Neidköpfen und die bezeichnenden Stand-Erker – den sog. Utluchten – auszeichnet.
Eine Utlucht (niederdeutsch für Auslucht, vermutlich verwandt mit Auslug in der Bedeutung von aus und lugen) ist ein aus der Gebäudefront vorspringendes und grundsätzlich bereits im Erdgeschoss beginnendes Bauteil zur Erweiterung des Innenraums. Damit unterscheidet sie sich vom Erker, der erst ab einem der oberen Geschosse auskragt. Utluchten entstanden etwa ab dem 16. Jahrhundert zur besseren Belichtung der Innenräume und zur Gliederung der Fassaden.
Quelle: Hameln Tourismus
Nach Willys Interpretation dienten die Utluchten vornehmlich als…
…Ausschaupunkt für Ehemänner, deren Schwiegermutter sich zum Besuch angekündigt hatte, um rechtzeitig in die nächste Kneipe „fliehen“ können.
…Aufenthaltsort für die Großmutter, die maßgeblich für die anfallenden Hausarbeiten – sticken, stopfen, nähen, usw. – verantwortlich war und so das Tageslicht nutzen konnte und zudem eine perfekte Aussicht auf die Straßen der Stadt genießen konnte, um immer up-to-date zu sein. Denn – wer wusste es nicht – die Großmütter waren in der früheren Zeit die Tageszeitung der Stadt. Sie wussten über alles und jeden Bescheid. So entstand auch das Sprichwort, wenn jemand das Zeitliche gesegnet hatte, zu sagen: „Die ist weg vom Fenster“ oder auch „Ein jeder kehre vor seiner Tür und die ganze Straße ist sauber“.
Vorbei am Rattenfängerhaus, Hochzeitshaus und Stiftsherrenhaus führte der Weg bis hin zum Münster. Dort stand die Gruppe vor verschlossener Türe und die geplante Turmbesteigung musste leider entfallen. Dafür blieb umso mehr Zeit ein ausführliches Mittagessen an der Weser zu genießen und sich zu unterhalten.
Ein Theater der anderen Art
Auch der Nachmittag stand ganz im Zeichen der Rattenfänger- und Stadtgeschichte. Das in der Hamelner Altstadt gelegene Museum Hameln präsentiert – verteilt auf zwei Gebäude, die als Paradebeispiel für die Weserrenaissance angesehen werden können, dem Leisthaus und dem Siftsherrenhaus – auf 1.200 qm die Geschichte und Kultur der Stadt von den ersten Siedlungsspuren bis in die jüngste Vergangenheit. Von der Ur- und Frühgeschichte im Erdgeschoss, bis hin zum 20. Jahrhundert im Dachgeschoss widmet sich jede Etage einem anderen geschichtlichen Schwerpunkt. Die TeilnehmerInnen erfuhren in der etwa 90-minütigen Führung allerhand über die Siedlungsgeschichte und die Blütezeit der Stadt. Auch hier wurde mit der einen oder anderen Anekdote die Geschichte lebendig. Selbstverständlich durfte die weltberühmte Rattenfängersage dabei nicht fehlen. Jedes Kind kennt sie, die Geschichte des Rattenfängers von Hameln, der erst die Stadt von der Ratten- und Mäuseplage befreite und dann, aufgrund der Unterschlagung des ihm zustehenden Lohnes, insgesamt 130 Hamelner Kinder aus der Stadt führte. Seit der umfangreichen Modernisierung und dem Umbau des Hauses verfügt das 2011 wiedereröffnete Museum über ein „mechanisches Rattenfängertheater“ des Schweizer Künstlers Otto Steiner.
In einer künstlerischen Installation mit moderner Sound- und Projektionstechnik übersetzt er die überlieferte Erzählung in eine zeitgemäße Ästhetik. Mit einer assoziationsreichen Klangkulisse und raffinierten Lichteffekten wird das technische Figurenspiel so lebendig, dass nur wenige Schlagworte ausreichen, um die Handlung nachzuvollziehen. Diese erklingen in englischer, französischer, spanischer, japanischer und deutscher Sprache und machen so das mechanische Spiel zu einer universellen Rattenfänger-Interpretation für das 21. Jahrhundert.
Quelle: Museum Hameln
Im Anschluss ließen die Teilnehmerinnen die spannenden Erlebnisse des Tages bei einem Heißgetränk im Museumscafé noch einmal Revue passieren, bevor sich ein (fast) jeder auf den Heimweg begab.
Das Netzwerkteam blieb sogar noch bis Sonntag in der Stadt, sodass die Turmbesteigung der ältesten Kirche der Stadt, des Hamelner Münster St. Bonifatius nachgeholt werden konnte. Nachdem 167 Stufen erklommen wurden, wurde das Team mit einem weiten Blick über das Weserbergland und die Stadt belohnt. Anschließend nahm man noch die Gelegenheit wahr das Figuren- und Glockenspiel mit der Rattenfängersage am Hochzeitshaus anzusehen und den Turm der zweitältesten Kirche Hamelns, der Marktkirche, zu besichtigen, bevor auch für das Redaktionsteam die Exkursion mit der Heimreise endete.
Die Rattenfängersage gibt es hier zum Nachlesen.
Das Album mit den Fotos der Exkursion findet sich hier.
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