Wie das Kulturbüro Dülmen im intergenerativen Zentrum einsA seine Arbeit aufnahm

Als im März 2020 der erste Corona-Lockdown große Teile des öffentlichen Lebens in Deutschland lahmlegte, schienen sich gerade die Kunst- und Kulturschaffenden nicht entmutigen lassen zu wollen. Veranstaltungen wurden in die digitale Welt verlegt, Balkonkonzerte wurden anberaumt, Mitmach- und Solidaritätsaktionen gestartet. Diese Auflagen, die der Kampf gegen die Pandemie mit sich brachte, würden bestimmt nicht von langer Dauer sein und in der Rückschau wie eine herausfordernde aber auch irgendwie spannende Episode wirken, die neue kreative Potentiale freigesetzt hatte – so schien es zumindest für einige, die das Glück hatten, gesundheitlich nicht von Corona betroffen zu sein.

Doch mit der Zeit wurde klar, dass die Pandemie nicht in ein paar Wochen überwunden sein würde. Viele Kulturschaffende hatten unter den wirtschaftlichen und persönlichen Folgen zu leiden. Kultureinrichtungen mussten über Monate ihr Präsenzprogramm einstellen. Eine Verschnaufpause mit wenig Einschränkungen brachte der Sommer 2020, in dieser Zeit öffnete das intergenerative Zentrum einsA in Dülmen seine Pforten. Die Einrichtung in kirchlicher Trägerschaft ist als „Haus für alle“ ein lebendiger Treffpunkt. Als Mitmachhaus bietet es mit den Basisakteuren Kirchengemeinde St. Viktor, der Stadt Dülmen, der Familienbildungsstätte, dem Familienzentrum St. Anna und dem Kolping-Bildungswerk kulturelle, kreative, spirituelle, politische und gesellschaftliche Veranstaltungen an. Zudem sind als Kooperationspartner zahlreiche Organisationen, Verbände, Vereine und Institutionen aus der Dülmener Bürgerschaft beteiligt.

Die Stadt ist mit Mitarbeiterinnen des Mehrgenerationenhauses, der Ehrenamtskoordination und des Kulturbüros im Haus vertreten, um intergenerative Angebote umzusetzen.
Zur Eröffnung des einsA gab es eine kleine Feier im Freien mit geladenen Gästen und strengen Hygieneregeln, die per Livestream übertragen wurde. Partystimmung wollte trotz eines ansprechenden festlichen Programms nicht so recht aufkommen. Schließlich war ursprünglich ein ausgelassenes Bürgerfest mit vielen Aktionen geplant gewesen.

Trotzdem galt es nun, die Arbeit aufzunehmen, sich in der städtischen Gesellschaft vorzustellen und als neuer Bildungs- und Begegnungsort zu etablieren. Ein schwieriges Unterfangen als Mitarbeitende eines intergenerativen Zentrums, schließlich sollten die Hygieneauflagen doch gerade persönliche Begegnungen zwischen Jung und Alt verhindern. Dennoch wurden zahlreiche Ideen verwirklicht, um den Hunger nach Kultur, Austausch und Unterhaltung zu stillen.

Mitmachaktion "Kultur to go"
Aktion „Kultur to go“ des Kulturbüros während der Corona-Pandemie
Foto: Stadt Dülmen

Das einsA war zeitweise für Interessierte nicht zugänglich, verfügt aber über einen überdachten Innenhof, den „Markt der Möglichkeiten“. Dieser ermöglichte die Aktion „Kultur to go – Mutmacher zum Mitnehmen“ des Kulturbüros der Stadt. An einen Bauzaun vor dem Eingang des Gebäudes wurden bunte Zettel mit Gedichten, Geschichten, Liedern, Malvorlagen und Kreativtipps gehängt, die kostenfrei als kleiner Lichtblick mitgenommen werden durften. Auch konnten Interessierte ausgedruckte Texte oder selbstgemalte Bilder dazu hängen und auf diese Weise Freude an andere verschenken.

Zudem boten das Kulturbüro und das Jugendzentrum Neue Spinnerei Dülmen vor den Osterferien eine Aktion für Kinder an. Unter dem Motto „Halt die Ohren steif!“ wurden am intergenerativen Zentrum einsA Pakete mit Kreativtipps, Bastelmaterialien, Spielideen, Rätseln und Rezepten rund um das Osterfest ausgeteilt. Die Übergabe der 100 kostenfreien Pakete verlief aus dem Fenster des Kulturbüros heraus. Die Aktion sollte zu kreativen Ideen anregen und die Zeit überbrücken, bis ein Treffen im größeren Kreis wieder möglich sein würde.

Auch digitale Angebote wurden vom Kulturbüro Dülmen umgesetzt. Der monatlich stattfindende Stammtisch für Kulturschaffende und -interessierte wurde vom Bistro des einsA in das Internet verlegt – mit Erfolg. Nach fast einem Jahr hat sich ein großer Kreis von Teilnehmenden entwickelt, zu dem sich immer wieder neue Gesichter gesellen. Daraus haben sich Arbeitskreise entwickelt, die Pläne für Kulturangebote schmieden, die hoffentlich unter Auflagen ab dem Herbst stattfinden können. Zu den geplanten Projekten gehören die Skulpturenwanderung „Spurensuche“, der Kunst-Talk „Art after Work“, die Kulturnacht im September, Spielenachmittage, regelmäßig stattfindende literarische Veranstaltungen und Theateraufführungen.

Vor einigen Wochen traf sich eine Arbeitsgruppe mit den Basisakteuren des Hauses und fasste einen Entschluss: Wenn der Inzidenzwert es zulässt, soll es im Oktober ein großes Fest geben. Mit Musik, Tanz, Führungen, Kunstworkshops, Spielaktionen und kulinarischen Angeboten.
Für alle.
Mit allen.
Endlich.

Der Beitrag ist Teil der Blogparade #KulturAlltagCorona2 von Kultur hoch N.

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